Wie aus Gehältern Kaufkraft wird
Politiker und auch die Industrie- und Handelskammer von Rheinland-Pfalz werden nicht müde, dem Lärm und Dreck der US-Streitkräfte deren angeblich gewaltige Kaufkraft gegenüberzustellen. Es ist kein Geheimnis, dass die US-Streitkräfte und ihre Angehörigen an US-Tankstellen tanken, in US-Geschäften der AAFES einkaufen und alles einfliegen lassen, was sie brauchen. Trotzdem geistern 1,4 Milliarden € pro Jahr als behauptete US-amerikanische Kaufkraft alleine für den Raum Kaiserslautern herum:
In der Region Kaiserslautern leben knapp 50.000 amerikanische Staatsangehörige. Sie sind im Regelfall nur vorübergehend in Deutschland und stellen eine wichtige Zielgruppe für die Gewerbetreibenden in der Region dar, insbesondere im Bereich Einzelhandel und Gastronomie. In der Region Kaiserslautern verfügen die Amerikaner über eine jährliche Kaufkraft von ca. 1,4 Mrd. €.
Wir haben Michael Schaum, den Geschäftsführer des Dienstleistungszentrum Kaiserslautern der IHK Pfalz gefragt, woher die Zahlen kommen:
Das beruht auf Angaben der Amerikaner, deren Verbindungsbüro auf der Air Base jährlich Zahlen über ausgezahlte Löhne etc. veröffentlicht.
Wir gehen davon aus, dass die Zahlen aktuell sind. Welchen Anteil der Löhne setzt er als Kaufkraft an?
Kaufkraft ist das verfügbare Einkommen, also alles.
Wenn US-Bürger ihre Dollars in US-Geschäften und -Tankstellen im Raum Kaiserslautern ausgeben, ist das in der Tat Kaufkraft. Nur sollte niemand denken, dass dieses Geld überwiegend in den deutschen Handel und an deutsche Vermieter fließt. Die Kaufkraft von 1,4 Milliarden € ist für sich alleine nicht gelogen. Wer sie aber ohne Zusatzinformationen im Zusammenhang mit dem angeblichen Wirtschaftsfaktor der Air Base nennt, wird sich kaum mit einer kleinen Unachtsamkeit herausreden können. Geht es um die Belastungen durch das US-Militär und dessen Wirtschaftsfaktor, haben die fehlenden Teile der Wahrheit System.
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