Von unserem Vorstandsmitglied Doris Emrich
Gestern Abend bescherte uns die ARD um 20.15 Uhr den Film „Das durchstoßene Herz“ über das Unglück am 28.08.1988 auf der US Air Base Ramstein. Er beinhaltete keine Details, die nicht schon bekannt waren. Es würde mir niemals einfallen, dieses fürchterliche Unglück kleinzureden. Viele Menschen mussten ihr Leben dabei lassen, einige sind immer noch traumatisiert und benötigen entsprechende Hilfe. Diese Tatsachen dürfen auch nicht vergessen werden. Trotzdem gibt es Gründe, Fakten klarzustellen und zu benennen. Es dürfte jedem bekannt sein, dass bei diesem Unglück die italienische Kampfjet-Staffel „Frecce Tricolori“ beteiligt war, um ihre Flugshow vorzuführen. Es ist auch bekannt, dass es ein Jet dieser Staffel war, der brennend in die Menschenmenge stürzte. Aber man hat daraus nichts gelernt.
Wir Menschen, die unter dem Übungsluftraum TRA LAUTER leben, werden weiterhin täglich der Gefahr eines abstürzenden Kampfjets ausgesetzt. Seit zwei Wochen lässt man Italiener, die sich auf dem Fliegerhorst Lechfeld (Bayern) eingenistet haben, uns mit unfassbarem Lärm terrorisieren. Zusätzlich zeigen uns immer mehr die US-„Gäste“ aus Spangdahlem den Stinkefinger und lassen uns an ihrem Kriegslärm kaputtgehen.
Was uns unter der TRA LAUTER zugemutet wird, mit welcher widerlichen Arroganz dies zugemutet wird, ist an Menschenverachtung nicht zu überbieten. Heute wurden wir über sechs Stunden zwangsbeschallt und zugedröhnt. Deshalb schreibe ich hier in aller Deutlichkeit: Was den Menschen hier angetan wird – und was wir ertragen müssen – ist ein Verbrechen. Die Folgen davon sind Herz- und Kreislauferkrankungen, traumatisierte Kinder und Tiere, Schlaflosigkeit auch bei Schichtarbeitern und Zerstörung jeglicher Lebensqualität.
Der bekannte Lärmwirkungsforscher Prof. Dr. Münzel in Mainz hat mir während eines Besuches diese körperlichen Schäden genannt und empfohlen, diese Auswirkungen auch auf die Psyche nicht zu unterschätzen. Das heißt im Klartext, dass nicht nur die US-„Gäste“ in Ramstein und Spangdahlem unsere Gesundheit zerstören, sondern es auch mit Billigung deutscher militärischer Wunscherfüller tun.
Ich mache keinen Hehl mehr aus meiner tiefsten Verachtung für die Täter und ihren Helfershelfern – mit und ohne Uniform. Wieso glauben sie, in unfassbarer Arroganz und Menschenverachtung. uns diese tägliche Folter zumuten zu können? Nur, weil sie selbst glauben, einer Elite anzugehören? Das Maß ist voll – und meine Toleranz und Verständnis verschwunden. Ganz bestimmt will ich das abgedroschene Gelaber von Bündnisverpflichtungen und die Lüge von „annähernd gleichmäßiger Verteilung der Flüge“ nicht mehr hören.
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