Von unserem Vorstandsmitglied Doris Emrich
Immer wieder habe ich versucht, meine angebrachten Beschwerden in einem angepassten Umgangston zu verfassen. Diese Rücksicht sehe ich seit dem heutigen Erlebnis nicht mehr angebracht. Wer die Zivilbevölkerung einer solchen Lärmhölle aussetzt, hat keine Behandlung mit Anstandsfloskeln mehr verdient.
Ich hatte mir vorgenommen, in der Mittagszeit auf dem Friedhof in Kaiserslautern das Grab von nahen Verwandten zu besuchen, musste aber wieder umkehren, weil der militärische Lärmterror mich nervlich dermaßen angriff, dass ich auf dem schnellsten Weg ins parkende Auto flüchtete. Kampfjets der US-Truppen flogen im Zweierpack so tief über diesen Ort und die Stadt, dass man nur noch in Deckung gehen wollte. Garantiert waren diese im Kriegswahn befindlichen und nicht mehr zurechnungsfähigen Zerstörer jeglichen normalen Lebens auf dem Weg zum US-Kriegsflughafen Ramstein, um ihr Mittagessen einzunehmen. Meine Hoffnung, dass nun für ein paar Minuten Ruhe herrsche, wurden schnell zerstört, denn das abartige Dröhnen weiterer Lärmpest ging weiter. In der oberen Etage Kampfflieger, eine Etage tiefer die verfluchten C-130 Hercules auf dem Heimweg nach Ramstein von ihren Rundflügen – gefolgt von einer gecharterten Boeing-Maschine – bestimmt beladen mit „friedenbringenden“ Gegenständen.
Nach dem missglückten Friedhofsbesuch wollte ich noch kurz in der Stadtmitte den Wochenmarkt besuchen, wo ich dann genau das gleiche menschenverachtende Szenario erleben musste. Mich wunderte dabei, dass diese fliegenden – anscheinend von Wahnsinn Befallenen – nicht den Marktstand zum Einfallen brachten. Das Einzige, was mich dabei etwas tröstete, war die offensichtlich gezeigte Wut anderer Marktbesucher.
Bei der Schilderung dieser schrecklichen und nervenaufreibenden Erlebnisse möchte ich das Wichtigste nicht versäumen – nämlich meine Wut und meine tiefste Verachtung für alle diejenigen auszusprechen, die mir und einer ganzen Region diese Verachtung von Menschenwürde zumuten. Ich spreche damit nicht nur Politiker an, nein – auch diese deutschen militärischen US-Wunscherfüller – ob in Bonn, Köln oder Berlin sitzend.
Je mehr Lametta ihnen umgehängt wurde, desto mehr immun zeigen sie sich gegen das Leid der täglich mit ihrem Lärm gequälten Bevölkerung. Ein allzu deutliches Wort gegenüber ihren US-Befehlsgebern könnte ja der Karriere schaden – und die ist doch das Wichtigste, wenn man „Deutschland dient“. Gut – mit dem Dienen sind natürlich auch die „Friedensinstitutionen“ NATO und die USA gemeint.
Ich frage mich jeden Tag: Wie kann man mir zumuten, meine Steuern u.a. für eine Gruppierung zu zahlen, die mir seit Jahren meine Gesundheit und jegliche Lebensqualität zerstört? Wie kann man mir zumuten, Individuen durchzufüttern, denen die Artikel des Grundgesetzes, wonach mir Menschenwürde und körperliche Unversehrtheit zugesichert werden, mit Füßen treten?
Wieso glauben militärische Worthülsenverbreiter, uns ununterbrochen eintrichtern zu wollen, dass „Soldaten üben müssen“ – und zwar ohne Skrupel? Ist es nicht eine unerträgliche Arroganz von Uniformträgern, das angebliche Bedürfnis ihrer fliegenden Zunft zur Vorbereitung von Kriegen über Gesundheit und Leben der Zivilbevölkerung zu stellen? Wäre dem nicht so, würden sie uns nicht immer wieder ihre abgedroschenen Floskeln von „Bündnisverpflichtung“ und „Einsatzfähigkeit“ zumuten!
Mit Sicherheit wird diesen ach so sensiblen und zartbesaiteten Militärs dieser Duktus wieder nicht gefallen, aber ich kann sie trösten, mir gefällt dieser Ton täglich über mir schon lange nicht mehr – genauso wie die dümmlichen Abwiegeleien, weshalb ich mir diese Zumutungen gefallen lassen sollte.
Zum Archiv mit allen Artikeln