Vorstandsmitglied Patrick Fey erklärt einem Leser, wie unsere Statistiken zustandekommen.
Uns ist schon vor Jahren aufgefallen, dass die Zahlen des Militärs nicht die Lärmbelastung widerspiegeln – auch wenn die Zahlen, die einen Rückgang der Belastung suggerieren, immer wieder von Politikern nachgeplappert werden. Für das Militär zählen Flugbewegungen, für uns aber Lärmereignisse. Eine einzige Flugbewegung kann – abgesehen von der Diskriminierung – erträglich sein (kurze Runde mit wenig Triebwerksleistung um 11 Uhr), sie kann für uns aber auch die Hölle bedeuten (einstündige Abfangjagd mit Nachbrennereinsatz oder viele tiefe Überflüge nach 20 Uhr). Folgende Mail erreichte uns:
Wie zählen Sie eigentlich einzelne Events? Hier in St. Wendel gab es heute von ca. 9.30 bis 11.50 fast ununterbrochenes Gedonner (nervig IM Hause). Um 11.40 Uhr rief ich im Innenministerium Saarbrücken an – Bürgertelefon nicht besetzt. Dann rief ich bei der FLIZ an. Dort bestätigte mir zu meinem Erstaunen, es gäbe „sehr viele Beschwerden“ aus dem Raum St. Wendel. Es handele sich überwiegend um die Spangdahlemer Freunde. Die müssten wohl den ausgefallenen Feiertag nachholen (so der Kommentar des Gegenüber). Leider habe man keine unmittelbaren Einwirkungsmöglichkeiten, die Statistik würde nur später an die Politiker weitergereicht.
Wir zählen schlicht und einfach auffällige Lärmereignisse. Die Spangdahlemer Geräuschkulisse funktioniert ja i.d.R. so, dass meist zwei Maschinen in mittlerer bis großer Höhe kreisen. Dabei entsteht die von Ihnen geschilderte minutenlange Dauerverlärmung. Diese allerdings hat ja auch Spitzen und Täler. Eine Spitze liegt jeweils dann vor, wenn die Maschinen etwa über uns sind. Das gibt dann einen Strich. Dafür und für die nachfolgende Dröhnphase gibt es dann noch den Kommentar „minutenlanges Dauerdröhnen, z.T. sehr laut“. Die Maschinen kreisen in einem Radius, so dass sie alle ca. 4 Minuten wieder da sind, dann gibt es den nächsten Klassenbucheintrag mit Kommentar. Das können auch mal ein paar Minuten mehr oder weniger sein, oder wir kriegen mal ein Ereignis nicht mit, aber im Schnitt passt das so. Praktiziert wird das Dauergekreise über Zeiträume von 30 Minuten bis gelegentlich deutlich über einer Stunde. Mit unserer Zählmethode kommen die Kameraden noch gut weg, wie wir finden. Meist sind es ja zwei Maschinen (manchmal auch mehr), und oft können wir mangels Zeit nur schätzen (mindestens soundsoviele Ereignisse in einem bestimmten Zeitraum). Andere Ereignisse, z.B. Tiefflüge oder Transporter, die wir auf Sicht identifizieren können, sind entsprechend eindeutig. Unser Lärmtagebuch ist eher untertrieben (bestätigt von fachkundigem Luftwaffenpersonal, z.B. OTL Büchy) und darüber hinaus durch die Schwankungen, die die Realität widerspiegeln, sehr glaubwürdig und authentisch. Wir haben bis heute noch von niemandem gesagt bekommen, dass wir uns wildes Zeug zusammendokumentieren, und wir würden dem auch sehr energisch entgegentreten. Gänzlich fehlerfrei kann so eine Statistik nicht sein, wir sind immerhin nur Menschen, die diese Zahlen unter z.T. enormem Stress erheben, aber unterm Strich passt das schon und ist darüber hinaus exemplarisch für die Lärmkonzentration über den Köpfen vieler unsere Mitmenschen, die den gleichen (Er-)Lebensbereich mit uns teilen.
Wir halten uns übrigens bei den Tagsrandzeiten nicht an offizielle Vorgaben sondern an unser tatsächliches Lebensschema. In unserem Erleben ist um 18:00 Uhr Abend, und die Nacht endet morgens um 6:59 Uhr. Wir sind sicher, dass wir nicht die einzigen sind, die ihren Ruhe- und Erholungszeitraum so definieren. Wir hoffen, dies hilft ein wenig.
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