Der Mensch verfügt über fünf Sinne, die ihm im Laufe der Evolution das Überleben gesichert haben. Dabei spielt das Gehör wohl eine alles überragende Rolle. Das Gehör ist das Sinnesorgan, dessen Entwicklung schon Anfang des vierten Schwangerschaftsmonats abgeschlossen ist. Bis zur Geburt bildet sich nur noch die Ohrmuschel aus. Das ungeborene Kind hört die Stimme seiner Mutter, es reagiert auf verschiedenartige Geräusche, und man weiß heute, dass diese Fähigkeit für die Sprachentwicklung des Kindes von enormer Wichtigkeit ist. Das Sinnesorgan Ohr registriert, bevor man etwas sehen, riechen, fühlen oder gar schmecken kann, Veränderungen in der nächsten Umgebung. Das Gehör nimmt nicht nur Dinge der allgemeinen Kommunikation wahr, es nimmt ständig alle anderen Geräuschquellen in sich auf und leitet das Gehörte über die Nervenbahnen in unser Gehirn weiter. Dort dringen die Sinneseindrücke bis in die tiefsten Hirnregionen vor und werden, ohne dass wir das willentlich beeinflussen können, ständig nach möglichen Gefahren abgesucht.
Durch die Höreindrücke ist der Mensch zur dauernden Informationsverarbeitung und Informationsbewertung gezwungen. Ihm werden ständig Entscheidungen abverlangt: Bedeutet das Gehörte Gefahr, muss ich weglaufen? Muss ich stehen bleiben , weil ich sonst überfahren werde? Gelten die Stimmen mir, will jemand mit mir reden, oder ist ein Anderer gemeint? 24 Stunden lang nimmt unser Gehirn ohne besonderes Zutun Tausende von Bewertungen vor. Entsprechend der Informationsbewertung werden dann natürlich Entscheidungen von uns Menschen getroffen. Da sich das Sinnesorgan Ohr nicht abschalten lässt , sind wir auch nachts gefordert. In jeder Schlafphase nimmt das Gehör Geräusche wahr. Neueste Studien belegen, dass schon Geräusche mit 45 dB(A) ausreichen, einen Wachzustand zu bewirken. Dies hat gravierende Auswirkungen auf den Erholungswert des Schlafes.
Nehmen Geräusche die Qualität von Lärm an, wobei die Art der Lärmquelle ohne Belang ist, dann werden körperliche Reaktionen in Gang gesetzt, die wir nicht unterdrücken können. Es gibt unzählige Studien, die belegen, dass Lärm und besonders nächtlicher Lärm extreme körperliche Stressreaktionen hervorruft. Der Organismus schüttet vermehrt die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Verschiedene Studien belegen, dass ein funktionierendes Immunsystem unbedingt einen erholsamen und stressfreien Schlaf mit einem normalen Cortisolrhythmus benötigt.
Laut einer älteren Studie des Umweltbundesamtes sind Menschen, vor deren Schlafzimmerfenster der Schallpegel in der Nacht mehr als 55 dB(A) beträgt, deutlich anfälliger für Migräne, erhöhten Cholesterinspiegel und möglicherweise sogar Krebs. Das Risiko, behandlungsbedürftigen Bluthochdruck zu entwickeln, ist für Lärmgeplagte doppelt so hoch wie für andere Menschen. Internationale Forscherteams haben nachgewiesen: Durch chronischen Lärm wird das Denken und Lernen gebremst. Besonders bei Kindern werden die Lesefertigkeit, das Kurzzeitgedächtnis, das Langzeitgedächtnis, und die Konzentrationsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. Auch „unruhige Verhaltensstörungen“ und Allergien nehmen durch hohe Lärmbelastung zu. Es gibt Belege, dass bei entsprechender Belastung Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko auftreten können.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei permanenter Lärmbelastung auch das Sozialverhalten der Menschen negativ beeinflusst wird. Aus Experimenten weiß man, dass Menschen ein großes Aggressionspotential aufbauen, wenn sie Lärm ausgesetzt werden, dem sie sich nicht entziehen können.
Viele Studien belegen auch, dass Lärm den Organismus auch dann schädigt, wenn der Lärm als unabänderliche Gegebenheit angesehen wird oder das Lärmereignis gar als Teil eines Freizeitvergnügens toleriert wird. Die auf Dauer schädigenden physiologischen Abläufe werden in Gang gesetzt, unabhängig davon, ob das Lärmereignis positiv oder negativ angesehen wird.
Die Lärmforschung ist sehr weit fortgeschritten, und die Ergebnisse der
Studien finden in allen Bereichen des täglichen Lebens Anwendung. Jeder
der mit Produktentwicklung und Gestaltung von Arbeitsplätzen zu tun hat
weiß:
Lärm macht krank - Krankheit kostet Geld - Lärm ist also zu vermeiden.
Die Industrie investiert Millionenbeträge, um bei neuen bzw. vorhandenen Produkten weitere Lärmminderungen zu erzielen. Haushaltsgeräte (Staubsauger, Spülmaschinen, Waschmaschinen usw.), alles rund um Fahrzeuge jeder Art (Motoren, Reifenprofile, Auspuffanlagen, usw.), Werkzeuge und Maschinen (Bau-Maschinen, Rasenmäher usw.) sollen möglichst leise arbeiten. An Arbeitsplätzen gelten meist strenge Lärmschutzvorschriften.
Im Bereich Stadtplanung und Straßenbau wird sehr großer Aufwand getrieben, um auftretenden Lärm möglichst gering zu halten, und durch bauliche Maßnahmen die Lärmausbreitung zu verhindern (z.B. durch gegliederte Fassaden, Begrünung vor und an Häusern, Lärmschutzwälle, „Flüster-Asphalt“ usw.). Die gesetzlich festgelegten Grenzwerte in der TA Lärmemissionen gelten sowohl im privaten, gewerblichen und öffentlichen Bereich. Über die Einhaltung der Lärmemissionsgrenzen wachen verschiedene Behörden und der TÜV. Bei Verstößen drohen hohe Geldbußen.
Dem Fluglärm, besonders dem militärischen Fluglärm, werden jedoch all die aufgeführten Auswirkungen abgesprochen. Lärmmessdaten werden durch hoch komplizierte Berechnungsmodelle kleingerechnet. Seit mehreren Legislaturperioden wird die Verabschiedung eines Fluglärmgesetzes, das den militärischen Flugbetrieb mit einschließt verhindert. Die Dimensionen der dauernden Beschallung durch einen regelrechten Lärmteppich über einer ganzen Region werden kleingeredet und auch „kleingeschrieben“. Gutachter sehen keinerlei Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung, da der Flugplatz in seiner jetzigen Form ja schon 50 Jahre bestünde und die Bevölkerung mit diesen Lärmereignissen bisher auch gelebt hätte.
Die Genehmigungsbehörden und ihre Gutachter verschweigen hartnäckig, dass sich die dB(A)-Werte von Lärm in ihrer physikalischen Wirkung aufs Gehör nicht einfach addieren lassen. Vielmehr potenziert sich Lärm. Immer wieder werden Menschen, die Beeinträchtigungen und Gefährdungen der Gesundheit durch den militärischen Fluglärm nicht mehr hinnehmen wollen, als überempfindliche Nörgler hingestellt. Die Warnung vor Gesundheitsschäden sei übertrieben, und außerdem seien alle Flüge genehmigt und notwendig.
Das Luftwaffenamt des Bundes in Köln genehmigt und überwacht allen militärischen Flugverkehr in unserem Land, auch den der US-Streitkräfte und anderer NATO-Mitglieder. Die US-Luftwaffe in Ramstein schöpft also den Spielraum aus, den deutsche Behörden ihr lassen.
Zur Begründung werden immer wieder die „militärischen Notwendigkeiten“, „Krisenzeiten“ und das „öffentliche Interesse“ herangezogen, das den Bodenlärm und die Flugbewegungen von und zur AIR BASE RAMSTEIN rechtfertigen soll. Diese Argumentation ist durch kein Gesetz und durch keinerlei Bündnisverpflichtungen abgedeckt. Die AIR BASE RAMSTEIN wird als Drehscheibe für kriegerische Handlungen im Irak und anderen Ländern genutzt. Diese Nutzung ist zu untersagen.
Unser Grundgesetz verbietet jedwede Handlung, die das friedliche Zusammenleben der Völker stört. Vom Boden der Bundesrepublik Deutschland dürfen keine Angriffshandlungen ausgehen. Außerdem hat jeder Bürger das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Zur Zeit finden pro Jahr ca. 55000 Flugbewegungen von und nach Ramstein statt. Nach Verlegung der US Air Base Frankfurt nach Ramstein wird eine Zunahme um 50% prognostiziert. Die Region wird nach dem Ausbau pro Jahr mit 82500 Flugbewegungen, sprich Lärmereignissen belastet sein. Das heißt: pro Tag 226 Flugbewegungen. Weiterhin wird prognostiziert, dass 4-5 Starts oder Landungen in der Nacht erfolgen sollen. Zu den existierenden Flugbewegungen müssen noch weitere Lärmquellen Berücksichtigung finden:
Über den Polygone-Anlagen wird der Kampf gegen Bodenziele, in der TRA Lauter der Luftkampf zwischen Kampfjets geübt. Da beides gleichzeitig im fast gleichen Luftraum stattfindet, ist davon auszugehen, dass über der Region Pfalz/Saar an mindestens 200 Tagen im Jahr demnächst bis zu 100 Militärmaschinen aus allen NATO-Ländern gleichzeitig von morgens bis abends den Luftkrieg üben. Hinzu kommen dann noch die MANIA-Einsätze (Medium Altitude Night Intercept Area), die nachts im etwa gleichen Gebiet geflogen werden. Hier sind bisher keine Zahlen verfügbar.
Bei all diesem Fluglärm und Bodenlärm, der auf die hier lebenden Menschen Tag und Nacht einwirkt, ist wohl davon auszugehen, dass Gesundheitsschäden bei der Mehrzahl der Bevölkerung nach allem, was die Forschung belegt, geradezu unausweichlich sind.
Die Bevölkerung sollte von ihren Politikern (auf allen Ebenen), von Haus- und Fachärzten, den Umweltbehörden und den Gesundheitsbehörden der Region verlangen, dass sie die Einhaltung des Grundrechtes auf körperliche Unversehrtheit durchsetzen. Es sind unsere Behörden, die die Genehmigungen erteilen!
VISDP: Fee Strieffler, Assenmacherstr.28, 67659 Kaiserslautern