Date: Thu, 11 Mar 2021 To: BMVgBueroParlStsDrTauber@BMVg.Bund.de Subject: TRA LAUTER - Stellungnahme zu Ihren Antworten auf Anfragen verschiedener Politiker Sehr geehrter Herr Dr. Tauber, die Geschichte der TRA LAUTER und der Arbeit der Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung ist eine Geschichte voller Missverständnisse und Irrtümer. Daher erlauben wir uns folgende Anmerkungen zu Ihren Antworten und bitten darum, diese künftig zu berücksichtigen: - Die 12 Uhr-Grenze an Freitagen ist keine Besserstellung der Region unter der TRA LAUTER, sondern sichert lediglich die Gleichbehandlung mit anderen Übungslufträumen, in denen freitags nach 12 Uhr eh nicht geflogen wird. Die Verlärmung der Freitagnachmittage war eine Spezialität ausländischer Streitkräfte, die fast ausschließlich die TRA LAUTER nutzen. Die Verlärmung der Mittagszeit bedarf einer ähnlichen Regelung, weil sie ebenfalls durch ausländische Streitkräfte erfolgt. - Es werden durch die BI keine Beschwerden automatisch erstellt. Unsere Überfluglisten werden pro Abonnent automatisch erstellt und nur an die Abonnenten verschickt. Eine Beschwerde muss jeder Beschwerdeführer durch manuelle Aktionen erstellen und abschicken. Die Listen sind eine Beschwerdehilfe, keine Beschwerde. - Dass Sie einen willkürlichen Anteil der Beschwerden einzelnen Beschwerdeführern zuordnen, soll möglicherweise suggerieren, dass es sich um einzelne, überempfindliche Querulanten handelt. Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir seit 01.01.2020 mit Stand heute 52533 Beschwerden in Kopie von 537 unterschiedlichen Absendern bekommen haben. Die Anzahl steigt kontinuierlich. - Die Ankündigung einer "Intensivierung des Ausbildungsbetriebs" wird wie ein kommendes Naturereignis ausgesprochen, auf das man keinen Einfluss habe. Was ausländische Kampfjetpiloten über dem dicht besiedelten Deutschland zu suchen haben, will man freilich nicht begründen. Dann tun wir es: - Die Niederländer haben jetzt schon große Probleme mit dem Kampfjetlärm, besonders seit Einsatz der F35, die 10-20 dB lauter als F16 beim An- und Abflug von Leeuwarden gemessen wurden. Wenn Ihnen nicht bekannt ist, dass diese Maschinen überall in der Welt wegen ihres Lärms Probleme machen, sollten Sie sich informieren. - Die Belgier haben F35 erst bestellt, sind jetzt aber schon durch eifrige Exporte ihres Lärms in die TRA LAUTER aufgefallen. Was man bei uns an Lärm entsorgt, spart man sich zu Hause. - Die mobilen POLYGONE-Stationen wurden nicht aktiv vermarktet, sodass immer wieder Ausländer als Lärmtouristen zu uns kommen, z.B. Italiener. Die stationären Stationen müssen daher verlagert werden. Bitte kein Hinweis auf den trinationalen Status der POLYGONE. Er hat die Franzosen nicht davon abgehalten, die Stationen auf ihrem Terrain abzubauen. Zusammenfassung: Man sucht sich stets einen Dummen, wo man seinen Lärm und sein Absturzrisiko entsorgen kann. Im Übrigen ist es uns bekannt, dass die TRA LAUTER eine Art Bestechung für die USAF war, da diese angekündigt hat, Spangdahlem zu schließen, wenn sie nicht einen 40x80 nautische Meilen großen Übungsluftraum bekommt. Darauf wurde im Projekt NEON die TRA LAUTER vergrößert. Das hat zu 20 Jahren zerstörter Lebensqualität in der Region geführt - und zu PFT-Verseuchung in der unmittelbaren Umgebung der US Air Base. Was war der Nutzen? Und für wen? Sie brauchen diese Frage nicht zu beantworten, da in jedem Fall die Menschen der Region dafür bezahlten. Die Menschen der Region tolerieren es nicht länger, dass die US Air Base Spangdahlem als NATO-Einrichtung ihren Übungslärm nicht über die NATO (angrenzende NATO-Partner) und die verschiedenen deutschen Übungslufträume verteilt - auch wenn sie wissen, wie diese menschenverachtende Situation durch verantwortungslose Zugeständnisse des Bundesverteidigungsministeriums entstanden ist. Deployments ins Ausland sind gut, dürfen aber nicht die alleinige Maßnahme sein. Sie sind in der Verantwortung, die absichtlich herbeigeführte Konzentration des Kampfjetlärms in der TRA LAUTER zu entzerren. Denn auch das Verteidigungsministerium ist an das Grundgesetz und das darin enthaltene Diskriminierungsverbot gebunden. In der TRA LAUTER müssen nicht US-Amerikaner, Niederländer, Belgier, Italiener, Israelis, Schweizer, Franzosen und andere ihren Kampfjetlärm entsorgen. Erst recht nicht abends. Die rote Linie ist überschritten. Oder um es zusammenzufassen: Die TRA LAUTER wurde Jahrzehnte lang missbraucht, damit man im Verteidigungsministerium den großzügigen NATO-Gastgeber spielen konnte. Dies hat nur durch Verschleierung und Vernebelung funktioniert. Diese Ära ist nun vorbei, auch wenn die Piloten seit Oktober 2020 zunehmend ihre Mode-S-Transponder auszuschalten, um dem zivilen "Gegner" die Ortung zu erschweren (der militärische Gegner braucht keine Internet-Radarseiten). Die TRA LAUTER ist ein Auslaufmodell. Sie können den Niedergang durch Entlastung (weitere Beschränkung der Betriebszeiten) hinauszögern und verantwortungsvoll handeln, oder die Provokation durch verantwortungslose Nichtentlastung/Mehrbelastung auf die Spitze treiben. Mit freundlichen Grüßen